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Newsletter "Mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank" vom 14.09.2022 |
Liebe Leserinnen und Leser,Das Jahr 2020 war ein sehr ereignisreiches und auch forderndes für uns alle. Für die Mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank hatte es aber auch viel Positives zu bieten. Im Folgenden möchten wir einige kurze Streiflichter vorstellen. Wir wünschen Ihnen und Ihren Lieben ein frohes Weihnachtsfest und in diesen Zeiten zuvorderst Gesundheit für das kommende Jahr!
Viel Freude beim Lesen wünscht
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ONAMA
ONAMA - Was macht der Esel an der Krippe?Unser von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gefördertes Projekt ONAMA - Ontologie der Narrative des Mittelalters, das wir zusammen mit der Datenbank REALonline vom IMAREAL entwickeln, ist nun online verfügbar.
Ochs und Esel sind als zentrale Protagonisten bei der Geburt Jesu bekannt. Neutestamentlich sind sie im Zusammenhang der Weihnachtsgeschichte aber gar nicht belegt. Die Anwesenheit der Tiere hat ihren Ursprung in Stellen aus dem Alten Testament, die seit den Kirchenvätern auf die Geburt Christi bezogen wurden:
Jes 1,3: „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt‘s nicht, und mein Volk versteht‘s nicht.“
Hab 3,2 [Septuaginta]: „Inmitten zweier Lebewesen wirst Du erkannt werden."
So beschaulich das „Ochs und Esel“-Motiv heute wirken mag, macht der zweite Teil des Jesaja-Verses doch klar, dass sich in dessen typologischem Bezug auf die Geburt Jesu ursprünglich christlicher Antijudaismus verbirgt.
Bereits im 4. Jahrhundert findet sich diese Typologie auch bildlich umgesetzt. Dass Ochs und Esel nicht bloß anwesend sind, sondern in dem Kind den Erlöser erkennen, hat der Maler dieses Altarretabels (1500-1510, Pfarrkirche Ossiach, Kärnten, REALonline-Nr. 001041) besonders herausgestrichen. Anbetend kniet sein Esel vor dem Kind.
Gundacker von Judenburg, der Autor des religiösen Textes „Christi Hort“ berichtet im 13. Jahrhundert: „doch chant der esel und daz rint/ an dir des waren gotes chint,/ da dich die vihirt funden,/ da du laeg ingebunden/ in swachiu chlainiu tuechelin“ (CHH, V. 353–357).
Der Schweizer Werner erwähnt explizit das Knien: „Dú baide [Ochs und Esel] erkantent wol das kint/ Und bugend sich uf irú knie,/ Als si Got anbettend hie.“ (Päpke (Hrsg.): Marienleben, V. 2788-2790). Auch beim Schweizer Werner wird also das Motiv des Knies genutzt.
Diese und viele weitere Narrative, die mittelalterliche Bilder und Texte vermitteln, erschließt das Projekt ONAMA. Es besteht aus einem Beschreibungsmodell für Narrative (Ontologie) und einem durchsuchbaren Korpus aus Bildquellen aus REALonline und Texten der MHDBDB. Eine Handlung wie das Knien kann so über alle erschlossene Quellen hinweg betrachtet werden. ONAMA ist ab sofort online verfügbar!
MHDBDB Relaunch
Under construction...Auch am Relaunch der MHDBDB konnte in 2020 fleißig gewerkelt werden. Neben vielen Arbeiten auf technischer Ebene zusammen mit der neuen Plattform dhPLUS entwickelt sich auch das neue Gesicht der MHDBDB. Das Design übernimmt Klaus Sampl von DGTO.at. Als kleine Vorschau möchten wir unser neu gestaltetes Logo präsentieren:
In eigener Sache
Willkommen lieber Johannes Karl!Auch wissenschaftlicher Nachwuchs erhellt dieses dunkle Jahr. Das Team gratuliert ganz herzlich Katharina Zeppezauer-Wachauer und ihrem Mann zur Geburt ihres Sohnes! Allen geht es gut und wir wünschen dem Kleinen und seinen Eltern alles Gute und einen wundervollen Start in ein noch wundervolleres Leben! In der Zeit der karenzbedingten Stundenreduktion von Katharina Zeppezauer-Wachauer verstärkt Manuel Schwembacher das Team der MHDBDB. Willkommen an Bord! |
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